Autor: Hartmut Geißler
Heinrich war zweimal verheiratet, in erster Ehe mit Gunhild, der Tochter Knuts des Großen, des mächtigen Herrschers über England, Schottland, Dänemark und Norwegen. Ihre Ehe dauerte aber nur zwei Jahre, von 1036 bis 1038, weil Gunhild an Malaria starb. Sie wurde im Kloster Limburg, heute eine Ruine im Pfälzer Wald, bestattet. Dieser Ehe entsprang eine Tochter Beatrix, die spätere Äbtissin von Quedlinburg und Gandersheim.
Fünf Jahre später heiratete Heinrich ein zweites Mal, nach einem Jahr Verlobung im November 1043, und zwar Agnes, die Tochter des mächtigen Grafen Wilhelm III. von Poitou, des Herzogs von Aquitanien. Möglicherweise erhoffte Heinrich sich von dieser Verbindung eine friedensfördernde Wirkung auf das Verhältnis zum französischen König. Es verschlechterte sich allerdings in der Folgezeit erheblich.
Nachdem Agnes in Mainz zur Königin gesalbt worden war, fand die eigentliche Hochzeit in Ingelheim statt, ab dem 19.11. Es war das letzte kaiserliche Fest in Ingelheim. Die Hochzeit seines Enkels Heinrich V. fand 1114 vollständig in Mainz statt.
Warum in Ingelheim und nicht in Mainz, wo die Salbung stattgefunden hatte?
Ingelheim hatte der König zuvor nur einmal im Jahre 1040 zur Feier des Osterfestes besucht. Nun war er seiner Braut Agnes an die Grenze von Burgund entgegengeritten (Oktober) und hatte sie dort empfangen. Als Königin wurde sie in Mainz gesalbt, denn als Orte dafür kamen nur Mainz oder Köln in Frage, und noch beanspruchte diesen Vorrang erfolgreich der Mainzer Erzbischof Bardo.
Sicherlich passte zu dieser Hochzeit mit einer "französischen" Adligen auch der Patron des Mainzer Domes, Martin von Tours, der nach dem Brand von 1009 im Jahre 1036 neu geweiht worden war. Martin war der Schutzpatron der Franken; er und die Ingelheimer Pfalz, von Karl dem Großen erbaut, waren beide Hinweise auf das alte Frankenreich. Hatte die Ortswahl also auch einen politisch-symbolischen Charakter?
Kurz vorher, im Spätsommer 1043 hatte Abt Siegfried von Gorze an seinen Amtsbruder Poppo von Stablo einen Brief geschrieben, in dem er kritisch vermerkt, dass man sich am Königshof "in Kleidung, Haartracht, Rüstung und Reiterei nun herausputze und sich dabei am Vorbild der Bewohner des Westfrankenreiches (Francisci) orientiere" (Weinfurter, S. 88).
Oder brauchte man die ländliche Ingelheimer Pfalz ganz einfach für die vielen Hochzeitsgäste, weil das weitläufige Pfalzgelände mehr Platz zum Zelten, zum Feiern und mehr Wasser und Nahrung für Menschen und Tiere (Pferde, Ochsen, Maultiere) bot als die Stadt Mainz? Ob das Fest allerdings zu dieser Jahreszeit, wo es im Rheintal oft feucht-nebelig ist - Ende November! - besonders idyllisch verlaufen ist, mag man bezweifeln.
Wie die Annalen von Altaich angeben, waren bei diesem Hochzeitsfest in der Ingelheimer Pfalz fast alle Fürsten und Großen des ganzen Römischen Reiches versammelt, (Erz-) Bischöfe, Herzöge, Markgrafen, Grafen und unzählige hervorragende Würdenträger. Es müssen tausende von Besuchern gewesen sein, darunter auch Leute niederen Standes, die "ioculatores" (Spielleute oder Komödianten), die in der Hoffnung auf Einnahmen und Spenden ebenfalls herbeigeströmt waren, sodass man sich wohl Teile des Hochzeitsfestes eher als ein großes Volksfest im offenen Gelände als (nur) als einen Festakt in der Aula regia vorstellen muss. Der Begriff "palatium" wurde damals schon lange nicht mehr verwendet, und wir wissen auch nicht, wie es um die Gebäude der ehemaligen Pfalz Karls des Großen in der Mitte des 11. Jahrhunderts stand.
Die Unterhaltungsleute jedoch verwies Heinrich brüsk ohne Geschenke oder Verköstigung des Ortes, wie zwei Chroniken berichten, und spendete ihre Bezahlung den Armen. Damit brach er mit einer selbstverständlichen Sitte, aber das entsprach völlig seiner religiösen Haltung, die eines sittenstrengen Kirchenreformers, zumal auch die Kirche selbst vielfach gegen solche Schauspieler mit Verboten angegangen war.
Sebastian Münster greift dieses Vorkommnis in seiner Beschreibung von Ingelheim auf: "Und da eine unzählig große Menge von Gauklern, Spielleuten und Schalksnarren dahin kamen, gab er keinem weder (Ge-) Schenke noch Lieferung (= Verpflegung), sondern schickte sie einfach ungegessen weg."
Danach kam Heinrich III. - soweit wir wissen - nie wieder nach Ingelheim.
Agnes gebar ihrem Manne sechs Kinder, darunter den späteren Heinrich IV. Auch sie war tiefreligiös und brachte Heinrich in Berührung mit der cluniazensischen Reformbewegung. Im Geiste dieser Reform setzte der Kaiser 1046 auf der Synode von Sutri drei Päpste ab und einen Anhänger der Reformbewegung als neuen Papst ein, den deutschen Bischof Suidger von Bamberg. Unmittelbar nach seiner Inthronisation als Clemens II. am 25. 12. 1046 krönte dieser ihn und seine Frau Agnes in Rom zum Kaiser und zur Kaiserin.
Bild rechts: Christus selbst krönt beide (zur Vergrößerung bitte anklicken).
Nach Heinrichs Tod 1056 regierte seine Witwe Agnes fast sechs Jahre lang als Vormund für den noch jungen Heinrich IV. das Reich, bis der Elfjährige im April 1062 von einer Adelsgruppe unter Führung des Erzbischofs Anno II. von Köln bei der Rheininsel Kaiserswerth entführt und Agnes dadurch entmachtet wurde. Sie wandte sich nun völlig dem religiösen Leben zu, verließ Deutschland wahrscheinlich 1065 und starb 1077 in Rom.
So musste sie nicht mehr miterleben, wie ihr Sohn 1105 in Ingelheim von ihrem Enkel Heinrich V. entmachtet wurde.
Gs, erstmals: 23.10.05; Stand: 15.03.21