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Das erste rheinhessische Veteranendenkmal in Mainz


Autor und Fotos: Hartmut Geißler



Da der Mainzer Veteranenverein (gegründet 1833) und sein Denkmal auf dem Mainzer Hauptfriedhof (1834) für viele Veteranenvereine zum Vorbild wurden, soll hier zuerst das 2010 schön restaurierte Mainzer Denkmal auf dem Hauptweg des Mainzer Hauptfriedhofes gezeigt werden.

Es wurde in manchen Formulierungen für das Denkmal in Großwinternheim wegweisend.

Die Beschreibung des Denkmales auf einer dazu gehörenden Informationstafel:

"Die Entwürfe für das älteste Kriegerdenkmal auf dem Mainzer Hauptfriedhof stammen von dem Mainzer Bildhauer Franz Josef Scholl (1796-1842). Stifter waren die damals noch lebenden Mainzer Veteranen der napoleonischen Armee. Sie hatten 1833 den Veteranenverein gegründet. Der Wunsch, einen „Grabstein für die bei der großen Armee gedienten Mainzer“ errichten, war durch den Tod der Veteranen Michel und Gries ausgelöst worden. Deren Familien konnten nämlich selbst keine angemessenen Begräbnisse finanzieren.

Der herausgehobene Standort des Veteranendenkmals am Endpunkt einer der Haupt-wege verdankte man dem damaligen Mainzer Bürgermeister Stefan Metz (1789-1850), der ebenfalls in der „Grande Armee“ gedient hatte. Er ermöglichte nicht nur die kostenlose Überlassung der Fläche auf dem Hauptfriedhof, sondern empfahl den Veteranen auch, die Inschrift in Deutsch zu verfassen. Das Monument trägt die nach und nach ergänzten 202 Namen der Mainzer Veteranen in der Reihenfolge ihrer Sterbedaten, beginnend mit G. Michel († 1833) auf der Ostseite, endend mit J. Beltz († 1883) auf der Südseite im Bereich des Sockels. Alle Veteranen wurden mit ihren Lebensdaten und den genauen Angaben des Dienstgrades und des Armeecorps eingemeißelt Für die Mitglieder der Legion d'Honneur wurde zusätzlich das Kreuz der Ehrenlegion eingraviert.

Oberhalb des Gesimses mit vier napoleonischen Adlern wird das Denkmal von einem Würfelaufsatz bekrönt mit griechischem Helm auf Lorbeerzweigen, drapiertem Mantel und antikisierendem Schwert. Die drei Halbreliefs symbolisieren die Waffengattungen „Artillerie“ (Norden) mit Granaten und großkalibrigen Geschützen; „Infanterie“ (Westen) mit der Fellmütze des Grenadiers, Sappeurbeilen; Gewehren mit Bajonettaufsatz, Füsilier- und Offiziershut sowie einer Adlerstandarte mit der Inschrift“ Valeur et Discipline“; „Kavallerie“ (Süden) mit zentralem Kürass und Kürassierhelm, Husarenhut, Pistolen und Trompeten. Die Ostseite ziert ein Lorbeerkranz mit der Inschrift „Den unter Napoleons Fahnen gefallenen Mainzern“.

Die Einfriedung setzt sich aus Schwertern, Sappeurbeilen, flammenden Granaten und Mörsern zusammen.

1867 wurde das Monument durch bronzene Vergrößerungen von Vorder- und Rückseite der St. Helena-Medaille ergänzt. Die Medaille war erst 1857 von Napoleon III. für die Soldaten der Grande Armee von 1792-1815 gestiftet worden.

Das Denkmal hat eine zentrale Rolle im Vereinsleben der Veteranen gespielt. Es war Ehrenpflicht, an der Beerdigung eines Kameraden teilzunehmen. Dort wurden jeweils eine kurze Grabrede gehalten sowie ein von den Veteranen gesungenes Soldatenlied vorgetragen. Außerdem versammelten sich die Vereinsmitglieder zu wichtigen Gedenkteagen (z. B. am Napoleonstag, dem 15. August) an dem Monument."

 

 

Für die Menge der auf den Veteranendenkmälern verzeichneten Namen war ja nicht nur die objektive Zahl der Heimgekehrten aus den Feldzügen Napoleons in ganz Europa maßgeblich, sondern auch das spätere Bekenntnis dazu, wahrscheinlich auch die Vereinszugehörigkeit und die Erlaubnis, den Namen auf dem Denkmal zu verwenden.

Und da der Mainzer Verein, von der Obrigkeit in Darmstadt argwöhnisch beäugt, einer der rührigsten war, konnte er ein besonders prächtiges Denkmal mit sehr vielen Namen auf allen vier Seiten des Sockels errichten lassen.

Links: eine der vier Seiten, völlig mit den Namen der Veteranen bedeckt.

 

 

Gs, erstmals: 07.08.11; Stand: 09.02.17