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Das Vereinsleben in Ingelheim 1914 - 1933


Autor Hartmut Geißler


Die Angaben stammen überwiegend aus der Ingelheimer Chronik, das heißt aus Zeitungsmeldungen.


"Februar 1920 - Reges Vereinsleben. Die Vereine haben die Kriegszeit gut überstanden. Während der zurückliegenden Wochen fanden wieder die beliebten Abendunterhaltungen mit Musik- und Theaterdarbietungen statt. U. a. haben der evangelische Jungmädchenbund, die Gesangvereine Germania und Einigkeit, die konfessionellen Frauenvereinigungen, die Turngemeinde mit Fechtschule, der Carneval-Verein Wäschbächer große Erfolge erzielt. Viele Vereine halten auch Gedenkfeiern für ihre gefallenen Mitglieder ab. Frau Baronin von Wolzogen gab einen vielgelobten Liederabend und die Direktorin Würtenberger gastierte mit dem 'Meineidbauer' von Anzengruber. Ein öffentliches Maskentreiben hat die Militärbehörde allerdings verboten." (Chronik, S. 96)

"20. Mai 1920 - O.-I. Auf ihr 60jähriges Bestehen kann die Freiwillige Feuerwehr zurückblicken. Von den Gründern lebt noch Heinrich Dengel sen. Der älteste aktive Feuerwehrmann ist Jean Straub mit 46 Dienstjahren."  (S. 97)

"12. Juni 1920 - N.-I. Ein Fahrradverein wurde hier gegründet. Er will seinen Mitgliedern billigere Fahrradartikel (als sonstwo erhältlich) liefern und den Radsport pflegen." (S. 97)

"8. Juli 1920 - N.-I. In großer Zahl arbeiten die Mitglieder der Turngemeinde an der Herstellung des Turnplatzes zum Gauturnfest mit Hacke und Pickel mit." (S. 98)

"19. August 1920 - F.-W. Der Männergesangverein feierte in Anwesenheit zahlreicher Gäste und befreundeter Musikgruppen und Gesangvereine sein 10-jähriges Stiftungsfest. Lehrer Dexheimer hielt die Festrede." (S. 98)

"15. Januar 1921 - O.-I. Neuer Gesangverein. Mit dem Titel 'Volkschor' wurde eine freier Gesangverein gegründet, dem sofort 40 aktive Sänger beigetreten sind." (S. 99)

"9. Mai 1921 - O.-I. Der Radler-Club Achter eröffnete den Reigen seiner Wanderfahrten mit der 1. Tourenfahrt Langenschwalbach - Wispertal - Lorch". (S. 99)

"15. Juli 1921 - O.-I. Hier bildete sich ein Radfahrerverein "Rheingold" mit dem schönen Bestreben, das gesellige Beisammensein hauptsächlich der reiferen jungen Leute zu pflegen." (S. 100)

"5. Juni 1923 - N.-I. Eine Gruppe von Liebhabern von Schäferhunden haben sich zu einer Vereinigung zum Zwecke der Zucht, Pflege und Dressur zusammen gefunden." (S. 106)

"19. Juli 1924 - N.-I. Die Turngemeinde hat das Lahmsche Anwesen neben der Turnhalle erworben und bietet der Bevölkerung Obligationen zum Kauf an, damit sie es bezahlen kann." (S. 110)

"2. September 1924 - O.-I. Unter schwarz-rot-goldener Fahne. Unter der Fahne des Gründungsjahres 1848 feierte die Turngemeinde mit Fechtschule 1848 ihr 75jähriges Bestehen in einer Reihe von festlichen Veranstaltungen. Der unter dem Vorsitz von Bürgermeister Bauer florierende Verein erlebte einen erhebenden Gratulationskommers. Der Sonntag sah zwei Veranstaltungen, eine in der Turnhalle und eine im Hotel Alsenz, da der Andrang so groß war. Turnerische und musikalische Darbietungen prägten den Verlauf des Festes, an dem zahlreiche befreundete Vereine aktiv teilnahmen." (S. 111)

"21. Oktober 1924 - O.-I. Jungbauernschaft. Die Gründung einer Jugendgruppe Ingelheim der Vereinigten Freien Rheinhessischen Bauernschaft wurde vorgenommen. 1. Vorsitzender ist der Landesvorsitzende Ver. Fr. Rhh. Jungbauernschaft, L. K. Gaul, Ober-Ingelheim. 2. Vorsitzender ist F. Saalwächter, Nieder-Ingelheim, Schriftführer und Kassierer F. Pitzer, Ober-Ingelheim." (S. 110)

"27. April 1925 - O.-I. Der Schnokenklub will erstmals nach dem Krieg wieder mit einem Ball an die Öffentlichkeit treten." (S. 113)

"29. April 1925 - N.-I. Der Gesangverein "Einigkeit" feierte mit einem großen Konzert sein 40jähriges Bestehen." (S. 113)

"6. Juni 1925 - N.-I. Um den großen Straßenpreis von Ingelheim geht ein vom Radsportverein 1921 ausgetragenes Straßenrennen von Ingelheim nach Boppard und zurück." (S. 113)

"6. Juli 1925 - N.-I. Das 20jährige Bestehen des Gesangvereins "Freiheit" wurde unter Anteilnahme der gesamten Bevölkerung in der überaus festlich geschmückten Gemeinde in Anwesenheit zahlreicher auswärtiger Vereine begangen. Höhepunkt war die Fahnenweihe. (S. 113-114)

"27. Juli 1925 - Ingelheim. Verein für Pferdefreunde. Die Gründung einer Vereinigung der Pferdefreunde von Ingelheim und Umgebung fand statt. Es handelt sich nicht um einen Rennverein, man will vielmehr reit- und fahrsportliche Übungen neben dem Gedankenaustausch über Pferdepflege etc. pflegen. Reitlehrer Schmitz hat die theoretische und praktische Leitung inne."  (S. 114)

"24. August 1925 - Ingelheim. Einen Arbeiter- Turn- und Sportverein Ingelheim gründeten etwa 100 Mitglieder in der" Alten Post". Dem Verein sind sämtliche Sportarten angegliedert. Im Rahmen des größeren Arbeiter-Sport­Bundes werde man auch für "Freiheit", "Gleichheit" und "Vaterland" eintreten. 1. Vorsitzender ist Karl Fries." (S. 114)

"5. März 1926 - O.-I. Es wurde ein Schachklub gegründet."  (S. 116)

"22. März 1926 - Ingelheim. Ein Radio-Klub für Ingelheim und Umgebung hat sich gegründet. Man will das Rundfunkwesen fördern und außerdem Bastelstunden zum Eigenbau von Rundfunkempfängern veranstalten." (S. 116)

"20. April 1926 - N.-I. Die Turngemeinde steht mit 554 Mitgliedern an sechster Stelle im Gau Rheinhessen." (S. 114)

"9. August 1926 - O.-I. Trotz schlechten Wetters war das 7. Gausportfest des 5. Turngaues Rheinhessen ein Erfolg." (S. 117)

"16. August 1926 - F.-W. Mit einem großen Sportfest wurde die neue Turnhalle eingeweiht. Sie bietet 1000 Personen Raum. Baurat Engel, Bingen, übergab sie feierlich dem 1. Sprecher des Turnvereins, Bockius. Im Kommers wurden zahlreiche Grußbotschaften und Festreden verlesen." (S. 117)

"22. Januar 1927 - O.-I. "Kirche und Freiheit" lautet das Thema, über das bei der im abgelaufenen Jahre gegründeten Ortsgruppe des Vereins der Freidenker für Feuerbestattung Redakteur Kraft, Mainz, sprach." (S. 119)

"15. März 1927 - O.-I. Ein Verein für Rasse- und Nutzgeflügel wurde gegründet. Sein Hauptzweck ist das Züchten von erstklassigem Sport- und Nutzgeflügel. Die Gründungsversammlung beschloß, sich an den Bund Deutscher Geflügelzüchter anzuschließen." (S. 119)

"23. März 1927- N.-I. Die Turngemeinde von 1847 erhält nun ihren vollkommenen großen und ausreichenden Sport- und Spielplatz. Es wurde ein 1,5 Morgen großes, an den Turnplatz angrenzendes Gelände erworben und damit dem Rechnung getragen, was der vielseitige Sport heutzutage verlangt. Auch eine 100-m-Laufbahn ist mit eingerechnet. Das Gelände liegt zwischen der Turnhalle und dem Waisenhaus und grenzt an die Turnerstraße. Dieser entlang sind 4 Bauplätze für Wohnungsbauten vorgesehen." (S. 117)

"4. Mai 1927 - N.-I. Vom Sport. Erstmals beteiligte sich die Sportabteilung der Turngemeinde unter Führung des Sportwartes Toni Gangluff in diesem Jahr an sportlichen Kämpfen. Bei dem großen Kampfspiel in Frankfurt erreichten die Ingelheimer Sportler hervorragende Leistungen. Besonders zeichneten sich Otto Schwab und Heinrich Bungert sowie die Staffelläufer aus." (S. 119-120)

"17. Mai 1927 - N.-I. Im Juli findet das 46. rheinhessische Gauturnfest in Nieder-Ingelheim statt. Dieses wirft bereits seine Schatten voraus. Gewaltige Anstrengungen werden unternommen, um eine ausgezeichnete Ausrichtung des Festes zu gewährleisten. Zahlreiche Ausschüsse wurden eingesetzt. 3 Triumphbogen werden die Turner und Festbesucher begrüßen, von denen der Hauptbogen am Kleinen Markt, Eingang Belzerstraße, zu stehen kommt. Für 1000 Turner, die aus dem südlichen Rheinhessen bereits am Samstag eintreffen, sind Einzelquartiere vorhanden." (S. 120)

"21. Mai 1927 - F.-W. Spargelfest. Ursprünglich eine Veranstaltung im kleinen Rahmen zu Ehren der Bezirksturner des 4. Rheinhessischen Turnbezirks gedacht, hat sich das Frei-Weinheimer Spargelfest unter der rührigen Arbeit des Vorstandes zu einem Fest entwickelt, das über seinen ursprünglichen Rahmen weit hinausgewachsen ist. Der Turnverein, der für seine Ausgestaltung verantwortlich zeichnet, ist unter der Leitung von Franz Bockius imstande, eine hervorragende Organisation zu leisten. Während des Festabends wurde ein buntes und vielfältiges Programm aufgeführt. Der unter der Leitung der Lehrerin Frau Spreng aufgeführte Volksreigen des Frei-Weinheimer Jungfrauenvereins hat wesentlich zur Verschönerung des Festes beigetragen."  (S. 120)

"11. Juli 1927 - N.-I. 46stes Rheinhessisches Gauturnfest der Deutschen Turnerschaft. Das große Gauturnfest in der festlich geschmückten Gemeinde war ein außergewöhnliches Ereignis. Der Höhepunkt des Samstags war ein großer Festkommers mit turnerischen Vorführungen. Bürgermeister Muntermann hielt dabei die Festrede. Am Festsonntag begann nach dem Weckruf durch Böllerschießen und zwei Musikkapellen sowie nach dem Gottesdienst der friedliche Wettkampf. Beim nachmittäglichen Festzug sah man rd. 4000 Turnerinnen und Turner auf dem Zug durch die Gemeinde. Der Montag sieht ein großes Volksfest auf dem Festplatz. Konzerte, eine Gedenkfeier für die Gefallenen, Freiübungen von Vereins­ und Musterriegen, turnerische Sonderdarbietungen und vieles andere, darunter auch ein großes Feuerwerk, verschönten die festlichen Tage, an denen sich auch die übrigen Vereine der Gemeinde sehr rege beteiligten." (S. 121)

"9. August 1927 - N.-I. In der Turnzeitung des Gaues Rheinhessen schrieb Kommerzienrat P. Schill, Osthofen, über das Gauturnfest folgendes:
"Die alte turnerische Hochburg, auf die wir große Hoffnung setzten, hat dieselben im höchsten Maße erfüllt. Trefflich alle Vorbereitungen, trefflich die Durchführung, bewundernswert die Tatkraft und Opferwilligkeit. Ein Verein, der es fertig bringt, sozusagen alles aus der Hand zu leisten, der 300 seiner Mitglieder einspannen kann zur Dienstleistung, der neben den großen Anforderungen, die wir heute an einen Festort stellen müssen, auch noch die gesamte Wirtschaftsführung in eigener Hand behält, Hut ab vor solchem Turnergeiste. Und Turnergeist steckt in der ganzen Einwohnerschaft. Herzlichster Dank sei Euch, ihr lieben Freunde, sei Eurer Einwohnerschaft auch hier noch einmal gesagt."
(S. 121)

"20. Juli 1927 - O.-I. Der Gesangverein Germania veranstaltet anläßlich seines 65jährigen Bestehens einen großangelegten Fackelzug mit anschließendem rheinischem Kommers im Poß'schen Garten. Sämtliche Vereine des Ortes haben ihre Teilnahme zugesagt, und viele wollen zur Verschönerung des Abends beitragen." (S. 121)

"6. August 1927 - O.-I. Zur Pflege des geselligen Wanderns bei Sang und Klang in Gottes freier Natur hat sich ein Touristen-Verein gegründet. 1. Vorsitzender ist Lehrer Heinrich Nahm, 2. Vorsitzender Herr Ernst Haus, Schriftführerin Hildegart Barber, Kassierer Hans Müller, Beiräte M. Lorenz, Gretel Haus und Christina Rauth. Der Verein verfügt über eine erstklassige Zupfkapelle (Gitarrenkapelle; Gs)." (S.121)

"17. November 1927 - N.-I. Geburtstag der Turngemeinde. Nachdem sie bereits das Gau-Turnfest im Jubiläumsjahr hervorragend ausgerichtet hat, feiert die Turngemeinde 1847 jetzt ihren 80. Geburtstag in kleinerem Kreise. Neben einem festlichen Kommers stand im Mittelpunkt der Festlichkeit die Aufführung eines historischen Ingelheimer Festspiels, das von Frau Prof. Hartmann, Darmstadt, für diesen Anlaß geschrieben wurde. Das Festspiel beinhaltet historische Gegenstände aus dem Mittelalter, die mit der Bedeutung der Ingelheimer Kaiserpfalz zusammenhängen."  (S. 123)

"6. Januar 1928. - O.-I. Karneval-Verein. Am Neujahrstage erlebte die Bevölkerung den Aufmarsch der Prinzen-­Garde des Karnevalvereins auf dem Marktplatz. Seine närrische Exzellenz, General-Feldmarschall von Becker, schritt unter den Klängen des Narrhalla-Marsches die Front ab. Nach dem Zug durch die Gemeinde wurde auf dem Markt Biwak bezogen, woselbst Mannschaften wie Offiziere und Minister von der Feldküche mit " Weck, Worscht und Woi" verpflegt wurden." (S.123)

"14. Januar 1928 - O.-I. Der Wanderverein "Naturfreunde", der neben dem Wandern auch die Geselligkeit pflegt, bringt während seines Theater- und Familienabends zwei urkomische Lustspiele "Der tolle Max" und "Um einen Bubikopf" zur Aufführung." (S.123)

"16. Januar 1928 - N.-I. Der Karneval-Sparverein "Wäschbächer" 1885 Nieder-Ingelheim wird während seiner karnevalistischen Herren- und Damensitzung folgendes zur Erledigung bringen Punkt 1 Das Angeln der Fische in der Wäschbach soll verboten werden; Punkt 2 Anstellung eines närrischen Strandwächters; Punkt 3 Arbeitsvergebung eines Anlegeplatzes für Dampfschiffe an der Wäschbach; Punkt 4 Errichtung eines Wasserflugzeughafens auf der Wäschbach; Punkt 5 Der Karnevalverein hat noch einige Tausend Schnaken billig abzugeben." (S.124)

"23. Februar 1928 - N.-I. Fastnacht. Unterstützt von allen Ortsvereinen veranstalteten die "Wäschbächer" einen Karnevalszug, der im wahrsten Sinne ein Triumphzug war. Schon am Vormittag setzte der Zustrom von Fremden ein, um den Einzug der Rekruten, die vom Kommandanten von Hilgert befehligt wurden, und den Empfang der närrischen Prinzen Antonius I. und Franziskus I. mit beizuwohnen. Nach einer Audienz im Rathaus nahmen die närrischen Prinzen die Parade ab, worauf seine närrische Hoheit eine Ansprache an sein Volk hielt und die Garde ermahnte. Anschließend fand eine Ordensverteilung und ein Ordensaustausch an die närrischen Anhänger seiner närrischen Tollität statt. Der Festzug am Nachmittag war hervorragend ausgestattet, und alle waren des Lobes voll. Rund 30 Gruppen und Festwagen hatten sich eingefunden und ihre phantastischen Ideen verwirklicht." (S. 124)

"26. Januar 1928 - O.-I. Turnhallen-Umbau. Das Modell nebst den dazugehörigen Plänen zum Turnhallen-Umbau, den die Turngemeinde mit Fechtschule anstellen will, hat eine große Besucherzahl angezogen und fand allgemeine Beachtung." (S.124)

"23. April 1928 - N.-I. Die Planierungsarbeiten auf dem neuerworbenen Turn- und Sportplatz der Turngemeinde zeigen gute Fortschritte. Zahlreiche Turner arbeiten immer noch allabendlich bei elektrischer Beleuchtung unermüdlich mit dem Vorsatz, das Gelände so schnell wie möglich seiner Bestimmung zu übergeben. (S. 126)

"5. Mai 1928 - N.-I. Motorradfreunde. Zwecks Gründung eines Motorradfahrer- Clubs findet eine Versammlung aller Interessenten statt." (S. 126)

"30. Juni 1928 - O.-I. Der Abbruch der alten Halle ist unter Mithilfe der Mitglieder beendet. Die Maurerarbeiten an der neuen schreiten rüstig voran, so daß die Haupthalle bis Ende Juli im Rohbau beendet sein kann. Bis tief in die Nacht arbeiten fleißige Hände täglich an der Baustelle, was dem Säckel der Turngemeinde zugute kommt." (S. 127)

"29. Oktober 1928 - O.-I. Während des 80jährigen Jubiläums der Turngemeinde mit Fechtschule wird ein von dem Turner Hermann Conradi geschriebenes Festspiel "Einst und Jetzt" in 18 Bildern mit ungefähr 120 Personen gespielt." (S. 129)

"5. November 1928 - O.-I. 80jährige Gründungsfeier und Turnhallen-Einweihung der Turngemeinde mit Fechtschule. Mit einem festlichen Kommers wurden die Feierlichkeiten eröffnet. Die Begrüßungsansprache hielt der Vorsitzende Philipp Stemmler. Man gedachte des in diesem Jahre leider verstorbenen edlen Spenders Heinrich von Opel. Die Weihe der Turnhalle wurde von Gau-Vertreter Schill vorgenommen. Der Sonntag war mit turnerischen Darbietungen und einer Art Volksfest angereichert." (S. 129)

"26. Januar 1929 - O.-I. Neuer Sportplatz. Der Arbeiter­ Turn- und Sportverein Ingelheim, der einen zwei Morgen großen Sportplatz aus dem Epping'schen Gelände zum Preise von 13.500 Mark erworben hat, trägt sich mit dem Gedanken, auf diesem Platz ein Wohnhaus mit Wirtschaft und Versammlungslokal erbauen zu lassen. Der Eingang zu diesem Platz kommt in den Hornweg." (S. 130)

"23. Juli 1929 - O.-I. Ein neuer Sportplatz wurde am Mühlborn eingeweiht. Der neue Platz der Spielervereinigung 1923 Ober-Ingelheim sah einen regen Fußballbetrieb. Der sehr starke Besuch zeigte, wie groß das Interesse am Fußball auch hier wird. Die Liga-Mannschaft des F. C. Opel-Rüsselsheim zeigte Spitzenfußball." (S. 131)

"27. Dezember 1929 - O.-I. Im neuerbauten Saalbau Wedekind hielt die Arbeiter- Sport- und Sängervereinigung Ingelheim am 2. Weihnachtsfeiertag den ersten Ball ab." (S. 132)

"13. Januar 1930 - Ingelheimer Fastnacht. Die "Arbeiter­ Sport- und Sängervereinigung Ingelheim e. V." lädt zu einer fastnachtlichen Damen- und Herrensitzung mit erstklassigen Büttenrednern ein." (S. 133)

"14. Januar 1930 - Ein voller Erfolg war die Damen- und Herren- Sitzung des Karneval-Spar-Vereins "Wäschbächer" 1885 Nieder-Ingelheim. Nach dem Eröffnungsspiel "Knorzels Hochzeitstag" zog das närrische Kommitee mit Prinz Karneval ein. Der erste Präsident, Heinrich Hardt, begrüßte aufs herzlichste, und dann folgten Zwiegespräche, Vorträge lokaler Art, Karnevalspossen mit Gesangseinlagen und vieles andere, das Lachsalven hervorrief. Erwähnenswert ist, daß der alte Narrenbruder und Gründer Bernhard Fries einen Vortrag hielt." (S. 133)

"20. Januar 1930 - Die von den einzelnen Abteilungen der Turngemeinde mit Fechtschule 1848 während des Januarballes gezeigten Vorführungen fanden den ungeteilten Beifall der Zuschauer. Besonders hervorzuheben ist der 79jährige Altersturner Klee, welcher wie ein Junger die Stützwaage am Tisch zeigte." (S. 133)

"22. Januar 1930 - Die Arbeiter- Sport­ und Sängervereinigung e. V. Ingelheim hat am 1. 1. 1930 viele aktive Turner und Sportler, 28 Sänger und 52 Radfahrer. Sie zählt 120 passive Mitglieder. Die Mitgliederentwicklung zeigt, daß der Zusammenschluß der drei Vereine positiv aufgenommen wurde. Schwere Opfer bürdete der Ankauf des Sportplatzes dem jungen Verein auf. Der geschäftsführende Vorstand (Vorsitzender Hassemer, Siegel, Wedekind) hat durch persönliche Haftung als Treuhänder für den Verein den Kauf des Sportplatzgeländes ermöglicht. Ein längs der Straße liegendes Stück wurde zum Selbstkostenpreis an das Mitglied Wedekind verkauft, welcher neben einern Wohnhaus die notwendige Turnhalle darauf erstellt, während der größte Teil des Grundstücks an den Verein abgetreten wurde. Der Verein lädt zur Einweihung der Turn- und Sporthalle am Samstag, 25. Januar, und Sonntag, 26. Januar, ein. Auftakt gibt ein Kommers. Ihm folgt eine Hauptfeier, bei der zahlreiche Darbietungen für optische Leckerbissen sorgen werden, und schließlich ein Festball." (S. 133)

"29. Januar 1930 - N.-I. Krieger- und Soldatenverein. 215 Mitglieder zählt unter seinem Vorsitzenden Wassmann der Krieger- und Soldatenverein." (S. 133)

"6. Februar 1930 - O.-I. Am 9. Januar gründete sich zu Ober-Ingelheim ein Verein der Hundefreunde. Er führt den Namen "Verein der Hundefreunde für Ingelheim und Umgebung". Der Verein bestrebt die Hundezucht zu fördern, Hunde durch regelmäßige Übungsstunden auszubilden und den gegenseitigen Gedankenaustausch der Züchter und Hundefreunde zu fördern." (S. 133)

"5. Mai 1930 - N.-I. Am Sonntag, 18. Mai, veranstaltet der Club "Standuhr" 1928 Nieder-­Ingelheim (Club für Gesellschaftsspiele) in den Räumen des Saalbaues Aschwanden sein zweites Stiftungsfest. Sämtliche Ortsvereine haben ihr Erscheinen zugesagt." (S. 137)

"16. Mai 1930 - Ingelheim. Große Tage. Für die Arbeiter- Sport- und Sängervereinigung war das Wochenende, an dem die Sportplatzeinweihung mit zahlreichen Veranstaltungen und Attraktionen begangen wurde, ein historisches Ereignis." (S. 138)

"2. September 1930 - N.-I. Der 4. Gau-Liedertag des Sängergaues Bingen in Verbindung mit dem 45jährigen Bestehen des MGV "Einigkeit" Nieder-Ingelheim war für die Teilnehmer, die im Festgewand glänzende gastgebende Gemeinde und die vielen Gäste ein Erlebnis. Der Tag stand im Zeichen der romantischer Liedkunst (Schubert, Schumann, Mendelssohn)." (S. 140)

"16. September 1930 - Die Rudervereine von Bingen, Geisenheim, Eltville, Wiesbaden­Biebrich und Frei-Weinheim-Ingelheim haben eine Interessengemeinschaft gegründet, um das An- und Abrudern gemeinsam abzuhalten. Das diesjährige Abrudern, verbunden mit einer großen "Internen Regatta" ist dem Ruderverein Frei-Weinheim-Ingelheim übertragen, der heuer sein zehnjähriges Bestehen feiert." (S. 141)

"29. Oktober 1930 - N.-I. Getanzt wird wenig. Bürgermeister Muntermann lud die Vorstände der 22 hiesigen Vereine ein, um bei der allgemeinen Notlage zu einer Einschränkung der Festlichkeiten im Winter 1930/31 zu kommen. Das Ansinnen wurde von allen begrüßt. Die Vergnügungen werden eingeschränkt. Nur 2 Bälle finden statt (Turngemeinde und Karnevalverein.) Auch die Ober-Ingelheimer Vereine wollen ihre Tätigkeit in dieser Hinsicht einschränken."  (S. 141)

"7. Februar 1931 - O.-I. Der Aufruf zur Gründung eines evangelischen Frauenvereins hatte ein lebhaftes Echo gefunden. Der Zweck der Zusammenfassung ist der, an der Vertiefung des christlichen Glaubens und an der Entfaltung christlicher Liebe in sozialer Mithilfe innerhalb des Vereins als auch innerhalb der Kirchengemeinde zu arbeiten." (S. 145)

"4. März 1931 - F.-W. Neuer Sportplatz. Der sehr rührige Sportverein bekommt einen neuen Sportplatz. Dieser liegt an der Frei-Weinheimer Landstraße. Der schön gelegene Platz wird hergerichtet und kann bis 1. April in Benutzung genommen werden." (S. 145)

"24. März 1931 - N.-I. Dieser Tage fand die Gründungsversammlung der Kleinkaliber-Schießabteilung des Krieger- und Soldaten-Vereins statt. 105 Mitglieder konnten die Abteilung aus der Taufe heben."  (S. 146)

"9. Mai 1931 - N.-I. Der Arbeiter-Radfahrerverein "Frischauf", Nieder-Ingelheim, begeht sein 20jähriges Stiftungsfest. 20 Jahre Arbeiterorganisation auf dem Lande, das ist eine mühselige Aufbauarbeit, eine lange Kette von auf und nieder. Nicht immer erhielten die Arbeitervereine die gesellschaftlichen Unterstützungen wie heute. Besonders vor dem Kriege taten der Staat und die Behörden die freien Vereine gleich Gewerkschaften und Partei in Acht und Bann. Gesellschaftliche Ächtung mußten auch ihre Mitglieder verspüren. Große Opfer mußten die Mitglieder, die nicht zu den besser Gestellten gehörten, aufbringen, um Kleidung und Saalräder zu beschaffen. Der Jubelverein hat in seiner Vereinsgeschichte schon treffliche sportliche Leistungen gezeigt. - In einem festlichen Kommers wurde des 20jährigen Jubiläums gedacht. Die Festrede hielt der Vertreter des Gauvorstandes, Genosse Janecek, Mainz. Zahlreiche Ortsvereine beteiligten sich an der Ausgestaltung der Feier." (S. 147)

"18. Juni 1931 - O.-I. Der Schützenverein 1859 tritt jetzt nach 17jähriger Ruhe wieder auf den Plan. Der neu hergestellte Schießstand wurde gestern von der Behörde abgenommen und für die Benutzung freigegeben."  (S. 147) - Während des Krieges und der Zeit der Rheinland-Besetzung war der Schießsport nicht möglich; Gs.

"30. Juni 1931 - N.-I. Nachdem schon seit einiger Zeit ein Interesse der Geflügelzüchter vorlag, haben jetzt die Züchter von Brieftauben einen Brieftauben­-Zuchtverein gegründet. Die ersten weiten Flüge von Tauben des Vereins wurden bereits durchgeführt." (S. 147)

"31. August 1931 - Ingelheim. Arbeiter-Samariter-Bund. Am 30. August wurde von frei denkenden Männern und Frauen, die gewillt sind, sich in den Dienst der Nächstenliebe zu stellen, eine Ortsgruppe Ingelheim des Arbeiter­Samariter- Bundes ins Leben gerufen. Der Kreis Bingen war der einzige hessische Kreis, der bisher keine Ortsgruppe des ASB hatte. Die Ortsgruppe hat jetzt 20 Mitglieder. Der provisorische Vorstand: 1. Vors. W. Schuster, 1. Techniker L. Külzer, 1. Schriftführer O. Wedekind, Kassierer K. März, Materialverwalter Frau Häfner, Beisitzer sind die Frauen Lantzsch und Lindemeyer." (S. 149)

"26. März 1932 - N.-I. Ein Handballsportverein für ältere Herren unter dem Namen "Die Rheingässer" hat sich gegründet." (S. 153)

"21. April 1932 - N.-I. Der Mainzer Bischof weihte am Firmungstage in einer besonderen Feier das Banner der Marianischen Jungfrauenkongregation." (S. 153)

"4. Juli 1932 - O.-I. Der Krieger- und Soldatenverein feierte in schlichtem Rahmen sein 60jähriges Bestehen. Während einer Gedenkfeier am alten Kriegerehrenmal legte der 1. Vorsitzende, Friedrich Freund, einen Kranz nieder. Im Poß'schen Garten wurden dann Reden gehalten, Grüße dargebracht aus nah und fern. Dabei überreichte auch Willi Kahn im Namen des jüdischen Frontkämpferbundes einen Wimpel. Der Festabend wurde durch heimische Vereine gestaltet." (S. 155)

"20. Juli 1932 - N.-I. Ihr 50jähriges Bestehen feierte die Freiwillige Feuerwehr Nieder-Ingelheim unter der Leitung von Kommandant Baptist Schweikhard. Auf dem Turnplatz wurde eine umfangreiche Übung durchgeführt. Der Festabend nahm einen glänzenden Verlauf. Drei Gründer der Wehr wurden ausgezeichnet: Kommandant Schweikhard, Joh. Dorn und Josef Huck." (S. 156)

"31. Oktober 1932 - O.-I. Jüdischer Frauenverein. Der jüdische Frauenverein feierte sein 100jähriges Bestehen. In der festlich geschmückten Synagoge fand ein Festgottesdienst statt, in dem Lehrer Langstädter die Predigt hielt. Der erste Vorsitzende der Gemeinde, Ferdinand Oppenheimer, konnte neben zahlreichen Ehrengästen auch Bürgermeister Rückert begrüßen. Der Frauenverein hat einen Vorhang für die heilige Bundeslade gestiftet. Mit dem vom Synagogenchor gesungenen Psalm 10 endete die denkwürdige Feier." (S. 158)

"9. November 1932 - Die Gründung eines homöopathischen Vereins ist beabsichtigt." (S. 158)

"19. Dezember 1932 - O.-I. Der neugegründete Theaterverein beider Ingelheim trat mit der Aufführung des Schauspiels "Lorbeerkranz und Dornenkrone" erstmals an die Öffentlichkeit. Die Spieler gaben ihr Bestes." (S. 159)

"5. Januar 1933 - Als Erweiterung der bisher betriebenen Sportarten wurde in der Arbeiter-, Turn-, Sport- und Sängervereinigung eine Ringerriege gegründet, der bereits 10 Mitglieder angehören." (S. 159)

"17. Januar 1933 - O.-I. Bannerweihe. In einer gewaltigen Kundgebung wurde das Christusbanner auch für die katholische männliche Jugend und die Jungmännerwelt von Ober-Ingelheim entrollt. Die Bannerweihe wurde in der Kirche vorgenommen. Dann bewegte sich ein Fackelzug zum Schillerplatz, wo eine öffentliche Kundgebung abgehalten wurde. Anschließend war der Familienabend des kath. Männervereins Constantia." (S. 159)- Der letzte, nicht nationalsozialistische Fackelzug.


Danach begann die Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft, in der alle Vereine ihr Eigenleben aufgeben mussten und "gleichgeschaltet" wurden.


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Gs, erstmals: 12.10.07; Stand: 04.05.21