Ludwig Fleissner

 

Aus: Meyer-Klausing, S. 491

"Der Ober-Ingelheimer Ludwig Fleissner hatte sich von seinem ehemaligen Lehrer Hermann 1941 davon überzeugen lassen, der Waffen-SS beizutreten, obwohl er bis dato keiner nationalsozialistischen Organisation angehört hatte. Aufgrund eines Beckenbruchs konnte er hier allerdings nicht aktiv werden. Stattdessen wurde er zur Wehrmacht überstellt. Er gehörte aber weiterhin der Waffen-SS an und wurde auch durch sie eingezogen und als Putzer bei einem Kompaniefeldwebel eingesetzt.

Wegen kritischer Bemerkungen über seinen Dienst in der Waffen-SS wurde er wiederholt verwarnt und auch kurzzeitig inhaftiert. In einem Schreiben bat er einen polnischen Bekannten, eine Weile bei ihm untertauchen zu können. Er habe erfahren, „Adolf Hitler leide an Eptileptischen [sic!] Anfällen und würde dabei manchesmal in den Teppisch [sic!] beissen." Daraufhin wurde er erneut verhaftet, konnte sich aber mit Hilfe eines Taschenmessers befreien und flüchten. Er schloss sich einer in der Nähe von Zakopane im Untergrund lebenden Gruppe polnischer Freiheitskämpfer an, denen er Waffen und Munition besorgte.

Bei einer dieser Unternehmungen wurde er gefasst und mit weiteren Gefangenen aus verschiedenen Nationen in einen Güterwaggon verladen. Gemeinsam mit einem Russen konnte er jedoch fliehen und kam bis Ingelheim, wo er sich mehrere Tage aufhielt, um sich dann in Richtung Frankreich auf den Weg zu machen.

Einige Zeit darauf wurde er in Baumholder von einer Gestapo-Streife entdeckt und erneut verhaftet. Er wurde einige Tage in Baumholder und Bitsch inhaftiert, dann der SS übergeben, misshandelt und in das politische Zentralgefängnis in Riga eingeliefert. Es folgte eine Verurteilung zu drei Monaten Haft. Ein erneuter Fluchtversuch misslang. Am 28. März 1943 wurde er wieder verhaftet und am 15. Juli 1943 in Riga von einem SS-Sondergericht wegen mehrmaligen Fluchtversuchs ins Ausland, wegen politischer Unzuverlässigkeit, Fahnenflucht und Unterstützung feindlicher Partisanen in Polen zum Tode verurteilt.

Nach einer Begnadigung wurde er in das KZ Dachau (dort in das SS-Gefangenenlager) eingeliefert, wo er bis zur Befreiung durch die Amerikaner 1945 gefangen blieb."

 

Gs, erstmals: 18.11.13; Stand: 06.12.20