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Die beglaubigte Abschrift der Beitrittsurkunde

 

Autor: Hartmut Geißler
aus Lörsch, S. LXXXVIII - XC (= 88-90)

 

Hugo Lörsch schrieb 1885 in der Anmerkung 2) auf Seite LVII, dass erst "vor Kurzem" eine von Susenbeth 1653 beglaubigte Copie in der Mainzer Stadtbibliothek gefunden und ihm von Herrn Stadtbibliothekar Dr.  V e l k e freundlichst zugesandt worden sei. Es heißt in dieser Kopie:


"Dreier und Schöffen des Ingelheimer Gerichts erneuern eine am 26. December 1443 durch Schultheissen und Schöffen von Ingelheim ausgestellte Urkunde über die Aufnahme von Sauerschwabenheim in den Verband des Ingelheimer Reichs. Grosswinternheim, 1653, Juni 8/18.

Aus beglaubigter Abschrift, Doppelblatt in folio, im Archiv des Invalidenhauses auf der Stadtbibliothek zu Mainz.

Wir die dreier und scheffen des uhralt adelichen reichs rittergerichts Ingelheimer grunds etc.

uhrkunden hiemit für uns und unsere nachkommen, bekennende (bekanntgebend), das die ersambe und fürsichtige schulthess, rhat und gemeinden des fleckens Saure Schwabenheim uns dismahls mittelst eingebung eines memorials (Denkschrift) gebürenden fleiss ersucht und gebetten,

nachdem in anno 1443 ahm tag Stephani prothomartiris unsere in gott selig ruhend vorfahren, schulthes und scheffen des reichs gerichts Ingelheim ihren vorfahren zue Schwabenheim unterm gerichts siegel schriftlich uhrkund geben, welchergestalt sie an das reich kommen, auch der anlagen (Beitragsveranlagung) halben sie vor denen zu Grosswinternheim gehalten werden sollen, vermög einer beikommenden vidimirten copia, desen original ihn aber vor jharen, als Bingen die statt belegert und durch zurük kommenes, auch in der flucht begriffenes krigsvolk, so ihr rhathaus und andere bäw angesteckt gehabt, neben mehr andern briefen im fewr genzlich verdorben, gleichwohl desen itzo hochnohttürftig (sie bräuchten es sehr dringend), indeme ihnen desen inhalt der anlag halben von den grunds rhäten nicht (zu)gestanden werden wolle, wir wolten in unserm archivo solchen brif oder desen vidimus ufsuchen nachgehends under unserm adelichen reichs gerichts insiegel davon eine glaubhafte ernewrung umb gebür ausfertigen (eine beglaubigte Kopie gegen Gebühren erstellen) und zukommen lassen; wann wir dan ihr begeren hirin nicht unzimblich befunden, als haben wir das vorhandene vidimus (Kopie) ufsuchen lassen, solchen brif und desen inhalt im abschreiben und collationirung (Vergleich) befunden als folgt:

Wir schultheiss und scheffen des reichs gerichts zu Ingelheim erkennen uns offentlichen mit dissem briefe, das fur uns kommen sint die rede (Räte) von Ingelnheim, Ingelnheim, Winternheim und was darzu gehört und hant uns furgolacht (vorgelegt), so wie ahn in (an, zu ihnen) kommen si (sei) der rhat von Schwabenheim als von der gemeinde wegen daselbst und haben begert, an das riche zu kommen und sie darzu of annemen.

Als haben sie in (ihnen) geantwort, sie wollen das vor das gericht brengen, und hant das auch als fur uns bracht und uns solche der von Schwabenheim meinunge furgelagt (vorgelegt). Da han wir in geantwort, es döge uns nit (deuchte uns nicht richtig) zu thun hinder unserm gnädigen herrn herzog Lodewigk (Ludwig). Also han wir das nun siner gnaden statthelder (Statthalter) und reden (Räten) zu der zit, mit nahmen min herre von Wormesse, min junher Hesse graffe zu Lynningen und herr Hans von Sickingen, und in biwesen (Beisein) ainer mins (sic; ?) gnedigen herrn reden (Räten), die das als von unsers gnedigen herrn wegen verhanget und verwilliget hant, mit solchem underschit, das niemand in dem obgenanten dorfe Schwabenheim sitzen oder wonnen solle, der iemand anders zu dienste sitze sunder (außer) dem rich alleine (keine Leibeigenschaft gegenüber fremden Herren), in solcher mas hait (hat) man die obgenanten von Schwabenheim an das riche genomen, zu genissen solcher friheit als andere, die in dem riche gehorent, an geferde (ohne bösen Vorsatz).

Auch so hant die ohgenante von Schwabenheim sich versprochen und uns geret (versprochen), wer hinder in sitze und andere hern anhöre und von irme libe tienen (aufgrund ihrer Leibeigenschaft diene), das dieselben binnen jhars frist draus sollen ziehen oder sich von eren herrn keüffen. (Freikauf von anderweitiger Leibeigenschaft binnen Jahresfrist)

Auch so ist beret und darin betedingt (beschlossen), was das riche antreffend ist, es si mit gelde, aiden oder was sich von des richs wegen geburt, wan dan den von Winternheim geburt dri phennige zu geben, so sullent die obgenanten von Schwabenheim zwene phennige geben zu irme deile.

Dessen uhrkunde so han wir schultheissen und scheffen obgenanten des gerichts insiegel zue Ingelheim an dissen briefe gehangen.

Datum anno domini millesimo quadragentesimo quadragesimo tertio, ipso die Steffani prothomartiris.

In uhrkund haben wir adeliche dreier und scheffen anfangs gemeldt disses under unsers des reiches rittergerichts voruf gehenktem gewonlichem insiegel wissentlich ertheilet, und solches mit vorbehalt des reichs freiheit, auch uns dem gericht und deren nachkommen der siegelung halben zumahl ohne nachtheil.

Actum Grosswinternheim, den achten monats Junii alten styli, anno millesimo sexcentesimo quinquagesimo tertio. (Abschriftsjahr 1653)

L. S. Pro copia ex authentico attestor Conradus Emericus Susenbeth, pro tempore rittergerichtsschreiber Ingelheimer grunds, in fidem manu propria."


Zusammenfassung:

Auf eigenen Wunsch traten die Schwabenheimer 1443 dem Ingelheimer Reichsgrund bei, mussten aber zwei Bedingungen erfüllen:

1. Sie durften fortan in keinem Leibeigenschaftsverhältnis zu anderen Herren stehen ("dienen") und sich aus einer solchen Verbindung, wo sie bestand, binnen Jahresfrist lösen.

2. Ihr Beitrag für die Ausgaben des Ingelheimer Grundes sollte jährlich zwei Pfennige pro Haushaltsvorstand (?) betragen gegenüber drei Pfennigen, die die Winternheimer zu zahlen hatte, also ein Verhältnis 2:3 im Vergleich mit Großwinternheim.

Die Kopie aus den Unterlagen des Reichsgerichtes wurde deshalb 1653, also nach den Verwüstungen des Dreißigjährigen Kriegs, angefordert, weil es mit den Grundräten Streit gab, wie hoch der Beitrag Schwabenheims für die Mitgliedschaft im Ingelheimer Grund sein solle ("anlagen").

 

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Gs, erstmals: 11.03.17; Stand: 05.11.20