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Die Ernennung eines neuen Schultheißen für Ingelheim (zwischen 1376 und 1390)

 

Autor: Hartmut Geißler
aus: Loersch, S. 507


Als Beispiel für die Ernennung eines Schultheißen für Ingelheim gibt Loersch ein Schreiben des Oppenheimer Schultheißen an die Schöffen von Ingelheim wieder:

"Ritter Stefan von Einseltheim, Schultheiss zu Oppenheim, benachrichtigt die Schöffen von Ingelheim, dass Pfalzgraf Ruprecht I. ihnen den Jacob Honger zum Schultheissen gegeben habe. (Zwischen 1376, Mai 7. u. 1390, Febr.16.) Aus dem Original auf Papier im Grossherzoglichen Haus- und Staatsarckiv zu Darmstadt, hoch 91/2, breit 21 Centimeter. [1944 mit verbrannt]

Auf der Rückseite des in Briefform gefaltet gewesenen Blättchens, ausser der Adresse, ein kleiner Rest des zum Verschluss angebrachten Siegels in grünem Wachs. Genauere Bestimmung des Datums ist nicht gelungen. Die oben angegebene Begrenzung der Entstehungszeit dieses Schreibens ergiebt sich aus dem Datum der unter Nr. 25 abgedruckten Huldigung: 1376, Mai 7., und dem Todestage Ruprecht I: 1390, Februar 16.

Mynen dinst bevor. Lieben herren, ir die scheffin zu Ingelnheim, ich biden uch von myns alten herren des hertzogen wehen, daz ir wollent han Jacob Hongern zu eyme schultheizen von des richs wehen und von myns alten herren des hertzogin wehen. Gegeben zu Oppenheim undir myme ingesigel. In der mazen als myn herren yn selbe gesatzet hait. Von mir Stefin von Enseltheim, ritter, schultheiz zu Oppenheim. Den erbern wisen herren, den scheffin zu Ingelnheim, mynen guden frunden, detur litera."

Ins Neuhochdeutsche übertragen (Geißler):

"Meinen Dienst (= Ehrerbietung, ähnlich wie heute "Servus" ="Diener" in Österreich) zuvor! Liebe Herren, ihr, die Schöffen von Ingelheim, ich bitte euch im Auftrag (von - wegen) meines alten Herren, des Herzogs, dass ihr Jakob Honger zum Schultheiß haben möget, des Reichs wegen und von meines alten Herrn, des Herzogs, wegen (= im Namen des Reichs und des Herzogs). Gegeben zu Oppenheim unter meinem Siegel. In dem Maße, wie ihn mein Herr ihn selber (ein)gesetzt hat. Von mir, Stefan von Enseltheim, Ritter, Schultheiß zu Oppenheim. Den ehrbaren weisen Herren, den Schöffen zu Ingelheim, meinen guten Freunden, möge der Brief gegeben werden."

Anmerkungen:

Einseltheim, heute Einselthum, gehört heute der Verbandsgemeinde Göllheim an.

"Herzog" wird der Wittelsbacher Pfalzgraf bei Rhein nach seinem Titel "Herzog in Bayern" genannt.

 

Gs, erstmals: 14.12.08; Stand: 18.12.20