Autor und Fotos: Hartmut Geißler
Das im Volksmund oft auch „Selztaldom“ genannte Gotteshaus wurde gut sichtbar am Ortsrand errichtet und prägt weithin die Ortssilhouette. Es stellt ein Zeugnis der evangelischen Kirchenbaukunst des späten 19. Jahrhunderts dar.
1888 nach nur knapp zweijähriger Bauzeit im neoromanischen Stil errichtet, knüpft die Kirche an die Geisteshaltung der damaligen Zeit an. So verkündeten die Inschriften der ersten Glocken sakral-vaterländische Losungen der beiden letzten deutschen Kaiser Wilhelm I. und Wilhelm II.
Die äußeren Baumaterialien stammen weitgehend aus der Region. Kräftige Kalksteinquader wechseln mit stark gemaserten Sandsteinelementen. Über der Vierung des kreuzförmigen Grundrisses erhebt sich ein Oktogon. Die massive Eingangstür ziert ein liegendes Lammrelief auf dem Buch mit den 7 Siegeln.
Zur edlen Innenausstattung zählen vor allem die farbkräftigen Bleiverglasungen der großen Rosetten des Querschiffes und der Chorfenster, hochgespannte Triumphbögen mit den Tierkreiszeichen (!) und eine sehr plastisch wirkende Holzkassettengestaltung der Decke im Längsschiff.
Auf dem Hauptweg des Friedhofes befindet sich ein recht eigenwillig gestaltetes Veteranendenkmalfür die napoleonischen Feldzüge, 1844 gestiftet von den Großwinternheimer Veteranen und den hinterbliebenen Familien für die Kriegsteilnehmer, die in ganz Europa und darüber hinaus herumgekommenen waren.
Einige zählen stolz ihre Einsatzorte auf, darunter den fürchterlichen Übergang über die Beresina (Bjarezina in Belarus) am 19. Oktober 1812.