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Das verheerende Unwetter vom 2. April 1876

 

Autor: Christian Müller in: Ingelheim an Rhein 2019, S. 376-376

 

Als eindringlichstes Zeugnis gilt der Bericht von Nikolaus Haupt:

»Die vom Oberdorf anflutenden Wassermassen schossen mit einer solchen Wucht wider das schwere eiserne Pfarrhoftor und die sich daran anschließende Pfarrgartenmauer, dass sie beim Anprall haushoch [...] wie eine Riesenfontäne in die Höhe gingen und den ganzen Platz bis hinüber zum alten Schulhaus in ein wild brausendes Meer verwandelten. [...] Wir sahen von hier [Oberdorf] bis weit hinauf zur oberen Oberdorfstraße [Wackernheimer Straße] ein einziges fast unabsehbares brausendes und brodelndes Meer«.

Die traurige Bilanz waren sieben Todesopfer und ca. 20 zerstörte Häuser, aber die Anteilnahme der Region war groß: Soldaten aus Mainz halfen beim Wiederaufbau, Konzerte wurden abgehalten, und Großherzog Ludwig von Hessen-Darmstadt stattete Heidesheim einen Besuch ab, bei dem er den Bahnwärter Weidmann aufsuchte, dessen Ehefrau und drei Kinder ums Leben gekommen waren. Zeitungen aus dem gesamten Reichsgebiet berichteten über das Unglück - und selbst eine Auswandererzeitung aus den USA und eine Zeitung im damaligen Niederländisch-Guyana meldeten die Verwüstungen... Als Folge dieser und weiterer Überschwemmungen wie die sogenannte Große Wassersnot 1882/1883 wurden in Heidesheim der Flutgraben begradigt und die Freiwillige Feuerwehr gegründet. Die Geschädigten erhielten neue Wohngebiete; die Bürgermeisterfamilie Dillmann bezog so den prachtvollen Boineburger Hof (Gasthaus zum Goldenen Lamm).

Ergänzung Gs: Auch in Großwinternheim richtete dasselbe Unwetter große Schäden an.


Gs, erstmals: 09.01.2020; Stand: 07.02.22