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Konrad II.: Osterhoftag und Synode 1030


Autor: Hartmut Geißler
nach: Christian Rauch und Karl Heinz Henn

Text übersetzt aus dMGH SS T. II, Pertz, 1829, S. 111


Nach neuesten Untersuchungen mit der Radiocarbonmethode stammt die Saalkirche, die man bisher mit dieser Begebenheit verbunden hat, nicht aus dem 9. Jh., sondern frühestens aus der zweiten Hälfte des 11. Jhs. Man muss sich deshalb die folgende Ereignisse in der - damals noch größeren -  Remigiuskirche vorstellen, wo ja auch schon die Synoden des 10. Jahrhunderts stattfanden.

Von diesem letzten Ingelheimer Osterhoftag und insbesondere von einem für ihn denkwürdigen Ereignis berichtet ein Zeitgenosse, der Mönch Ekkehard IV. aus dem Kloster St. Gallen in seinem Buch Casus Sancti Galli, cap. 66. Ihn hatte Erzbischof Aribo schon in früheren Jahren zeitweise als Scholaster (Leiter der Domschola) nach Mainz berufen; zur Zeit dieses Ereignisses war er aber schon wieder in St. Gallen. Und in dieser Eigenschaft als ehemaliger Chorleiter dirigierte er 1030 bei der Osterfestmesse in Ingelheim die ihm wahrscheinlich noch bekannte Mainzer Domschola, weil es für solche Dienste keine geeigneten Sänger in Ingelheim gab und man sich stets mit dem Chor aus Mainz behelfen musste.

Er erzählt in seinen Geschichten aus dem Kloster St. Gallen:

"Ich habe mit eigenen Augen gesehen, als Kaiser Konrad in Ingelheim Ostern feierte und der Mönch aus St. Gallen die Schulen aus Mainz dirigierte, dass er seine Aufgabe wie üblich in der Mitte des Chores unter häufigen Blicken des Gekrönten erfüllte. Und als er seine Hand ordnungsgemäß zum Dirigieren erhoben hatte, sagten drei Bischöfe, die einst Schüler dieses Mannes gewesen waren und direkt neben dem Thron des Kaisers [standen]: Wir werden, o Herr, gehen und dem Meister bei dem, was er selbst uns gelehrt hat, helfen. Als der das begrüßte, stiegen sie herab und gesellten sich zum Mönch aus St. Gallen, verneigten sich vor ihm und er sich vor ihnen, und sie vollendeten das Werk Gottes, das er sie gelehrt hatte, ehrfürchtig mit ihm zusammen. Es weinte der Mann vor Freude und dankte dem hl. Gallus. Nach der Messe konnte man ihn kaum dazu bringen, die „Füße des Imperiums“, wie es Sitte ist, aufzusuchen, und er nahm die Goldmünzen, die an ihnen lagen. Zur Kaiserin aber musste er unter dem Lachen des Kaisers gewaltsam geschleppt werden, auch dort nahm er Gold aus ihren Füßen. Auch Mathilda, seine Schwester, streifte ihm, ob er wollte oder nicht, einen Ring über den Finger." (Übersetzung: Gs; die Goldstücke waren wohl zwischen den Füßen von König und Königin deponiert)

Also saßen König und Königin bei der Messe im Chor, umstanden von den (Erz-) Bischöfen, während der Chor unterhalb davor (in der Vierung?) sang.

Die spätere weltliche Versammlung fand wahrscheinlich in der Aula regia statt; sie befasste sich u.a. mit dem Fall des hochverräterischen Herzog Ernst von Schwaben (siehe "Herzog Ernst").

Nach seiner Verurteilung entwich Herzog Ernst mit wenigen Getreuen aus Ingelheim, worauf auf Anordnung des Königs und nach dem Beschluss aller auf dem Hoftag anwesenden Fürsten auch die Bischöfe in einer Synode den Kirchenbann über ihn und andere Friedensstörer aussprachen.

 

Gs, erstmals: 18.03.06; Stand: 25.04.21