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Dr. Ernst Emmerling

* 1907 Gießen, † 1982 Ingelheim

Autorin: Margarete Köhler (2000)
Überarbeitet von Hartmut Geißler 2019 auf der Basis von
Nieraad-Schalke 2019, S. 226-227

Dr. Ernst Emmerling war ein Ururenkel des Ehrenbürgers Albert Gerhard de Roock, Urenkel der Freifrau Friederike Gertrude van Kriekenund Enkel von Antonia Schüler, einer Tochter des Ehepaares van Krieken.

Seine Eltern waren Maria, geb. Schüler, und Paul Emmerling, Ministerialrat aus Darmstadt. Durch den Beruf des Vaters bedingt, verbrachte Ernst Emmerling seine Kindheit und Schulzeit in Gießen, Worms, Bensheim und Darmstadt.

Es entsprach seinen Neigungen und der Prägung durch das Elternhaus, dass er nach dem Abitur ein Studium der Kunstgeschichte in München und Zürich begann und im Jahre 1931 in Köln mit der Promotion über den italienischen Maler Batoni abschloss. Dafür unternahm er ausgedehnte Forschungsreisen, u.a. nach Florenz, Mailand, Paris, London und Wien. Es folgten ab 1932 eine Tätigkeit am Goethe-Museum in Frankfurt am Main und eine Volontärzeit am dortigen Museum für Kunsthandwerk.  Ab 1931 wurde das Anwesen der Familie in Ingelheim, die ehemalige Villa "Padjarakan", dessen Bewirtschaftung er übernommen hatte, mehr und mehr zu seinem (und seiner Mutter) Lebensmittelpunkt. Durch Seminare an der Geisenheimer Fachschule für Wein-, Obst und Gartenbau lernte er die Fähigkeiten, selbst als Winzer in Ingelheim tätig zu werden.

In der Zeit des Nationalsozialismus schloss er sich dem Bruderbund der "Bekennenden Kirche" an. Im Jahr 1943 heiratete er die in Pforzheim aufgewachsene Sigrid Swoboda (1914-1998), die zu ihm nach Ingelheim zog.

Nach der Besetzung Ingelheims durch die Amerikaner wurde die Villa zeitweise zum "RED CROSS CLUB" umfunktioniert, und in der folgenden französischen Besatzungszeit wurde bei ihm die Familie des französischen Luftwaffenoffiziers Paul Lejay (1901-1983) einquartiert, woraus ein freundschaftliches Verhältnis der beiden Familien entstand.

Von Ingelheim aus trat er als Autor anspruchsvoller historischer und kunsthistorischer Publikationen in Erscheinung, mit denen er sich in der Fachwelt einen Namen machte. Der Kontakt mit den Heimatforschern und Archäologen der Region ließ ihn bald selbst zum engagierten Heimatpfleger und Mentor der Heimatfreunde werden. Seiner Stadt stellte er sein Wissen und Können als Schriftführer des Historischen Vereins Ingelheim bereitwillig zur Verfügung, zu dessen Ehrenmitglied er später ernannt wurde.

1950 wurde er Mitbegründer der regionalen Vereinigung der Heimatfreunde am Mittelrhein und hatte auch darin von 1953 bis 1973 den Vorsitz inne.

Im Rahmen dieser Aktivitäten genoss für ihn die literarische Arbeit Priorität. Er wollte einen großen Leserkreis ansprechen. Deshalb initiierte, förderte und unterstützte er die Herausgabe mehrerer Periodika, wie der Beiträge zur Ingelheimer Geschichte (BIG), der Heimatbeilage der Allgemeinen Zeitung und des Heimatjahrbuches des Landkreises Mainz-Bingen.

Darüber hinaus finden sich in zahllosen Broschüren, Zeitungen und Zeitschriften heimatkundliche und kunsthistorische Aufsätze aus seiner Feder, die den Leser noch heute zu fesseln und zu begeistern vermögen.

Durch sein Buch Entlang den Ufern des Rheins - eine Reise in Bildern, in dem er eine Auswahl von 51 seiner Städtezeichnungen präsentiert, hat er auch künstlerische Ambitionen bewiesen.

Unvergessen ist seine maßgebende Mitwirkung an Planung und Durchführung der denkwürdigen Jahrtausendfeier der Ingelheimer Synode im Jahre 1948, mit der er an eine gute Zusammenarbeit des deutschen und des französischen Königs (Otto I. bzw. Charles IV.) erinnerte.

Ihm war es zu verdanken, dass in diesem Rahmen das Historische Museum und die Sammlung Carlo von Erlangers der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht werden konnten.

Unter seiner Führung veranstalteten die Heimatfreunde im Kreis Bingen mehrere Heimattage und stifteten 1959 einen Heimatliteraturpreis, der ihm schließlich 1965 in Würdigung seines literarischen Schaffens selbst verliehen wurde.

Seit 1948 verknüpfte er seine kulturpolitischen Bemühungen in der Region mit praktischer kommunalpolitischer Arbeit. Von 1948 bis 1964 gehörte er dem Kreistag als Mandatsträger der FDP an. Das Land Rheinland-Pfalz zeichnete ihn für seine Verdienste 1964 mit der Freiherr-vom-Stein-Plakette und 1973 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande aus. 

 

 

 

 

 

 

 

 

Am 13. Mai 1982 wäre er 75 Jahre alt geworden. Im Heimatjahrbuch für 1982 fanden die Leser neben einigen Beiträgen aus seiner Feder auch eine ihm gewidmete Laudatio von Karl Greifenstein vor. Er konnte diesen Geburtstag jedoch nicht mehr erleben, denn er verstarb am 26. Januar 1982 und wurde auf dem Nieder-Ingelheimer Friedhof in der Familiengrabstätte der de Roock bestattet.


Literatur


Gs, erstmals: 09.06.09; Stand: 21.12.20