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Karl der Große


* 748 … † 814 Aachen

Zu seinem Leben siehe "Karolingerzeit und die Pfalz"

Reiterstatuette eines Königs mit Krone, Reichsapfel (auf der anderen Seite) und Schwert oder Fahne in der sichtbaren, leeren Hand aus der Zeit um 870. Gewöhnlich wird darin eine symbolhafte Abbildung Karls des Großen gesehen; manche Forscher allerdings sehen in der Person eher ein Darstellung seines Enkels Karls des Kahlen.

Die 27 cm hohe Statuette wurde in der Kathedrale von Metz gefunden, hatte möglicherweise eine Bedeutung bei den Gedenkmessen zu Karls des Großen Todestag am 28. Januar. Sie wird heute im Louvre in Paris ausgestellt.

Eine Nachbildung davon steht im Ingelheimer Museum.

 

Im 19. Jahrhundert, als viele Deutsche lange Zeit vergeblich auf die ersehnte Reichseinigung warten mussten, erinnerte man sich wieder verstärkt an den großen Karl, was schließlich auch zu den ersten Sondierungen und Ausgrabungen im Saal durch von Cohausen und Clemen führte, auf der Suche nach Karls Palast.
 

Als Beispiel für die Karls-Romantik des 19. Jahrhunderts sei hier eine Passage aus dem Vorwort eines kleinen Bändchens zitiert, das der Ober-Ingelheimer Lehrer Johannes Hilß aus dem Odenwald 1868 in Mainz veröffentlichen ließ. Es hieß:

"Der Reichspalast zu Ingelheim. Zur elfhundertjährigen Erinnerung  an die Erbauung desselben durch Karl den Großen (zwischen 768 und 774)."

"Vielleicht mögen es auch freundliche Jugenderinnerungen gewesen sein, die in Kaiser Karl noch eine besondere Vorliebe für diese Gegend hervorriefen…

Wenn sich auch nicht mit Bestimmtheit nachweisen lässt, daß Karl der Große in jenem Schlosse seiner Vorfahren (sic!) zu Ingelheim geboren wurde, so sprechen hierfür doch mindestens eben so viele Gründe, wie für jeden anderen bezeichneten Ort.

Der Palast zu Ingelheim war wohl vorzugsweise Land- und Musensitz des Erbauers und einiger seiner Nachfolger; aber er war auch Zeuge großer geschichtlicher Ereignisse, die sich innerhalb der hundert Säulen vollzogen, und in dieser Beziehung erscheint er in der vollwichtigen Bedeutung als Reichspalast. Der Grundstein zum Ingelheimer Palaste sollte gleichsam ein Eckstein bei Begründung der Reichseinheit aller germanischen Stämme werden, denn von hier aus wurde der Gedanke einer nationalen Vereinigung der verschiedenen Volksstämme zur praktischen That. Auf dem Reichstage des Jahres 774 wurde im Ingelheimer Palaste die bestimmte Erklärung ausgesprochen (davon ist nichts bekannt; Gs): den durch frevelhafte Gewaltacte begleiteten Friedensbruch der Sachsen und deren offene Feindseligkeit gegen den großen Frankenbund zu sühnen..."

In vergleichbarer Weise wie damals deutsch-national wird die Erinnerung an die "Kaiserpfalz Karls des Großen" heute touristisch ausgeschmückt und ausgenutzt. Wie es tatsächlich war, versuchen unsere Webseiten darzustellen, auch wenn wir uns oftmals mit Wahrscheinlichkeiten zufriedengeben müssen.


Hartmut Geißler, erstmals: 04.06.09; Stand: 08.11.21