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Demographische Daten zu Ober-Ingelheim in der frühen Neuzeit


Autor: Hartmut Geißler
nach Krämer, Ober-Ingelheim, und Herbert


Die frühesten Zahlen, die Krämer angibt, sind diejenigen des "Muster-Registers die Bürgerschaft zu Ober-Ingelheim belangend""besichtigt und verbessert durch den Edlen Vesten Wolf Michel von Geispit[z]heim".

Wolf Michel von Geispitzheim war von 1597 bis 1619 Oberschultheiß und musterte 1597 die waffenfähige Bürgerschaft. (Krämer, S. 27)

Darin sind in Ober-Ingelheim im Jahr 1597 insgesamt 224 Familien erfasst, und zwar nach Straßen geordnet:

- 30 in der Kirchgasse
- 37 in der Offhob
- 34 in der Stiegelgasse
- 24 an der Ohrenbrück
- 44 in der Altengasse
- 29 in der Hammergasse und
- 26 in der Rinderbach

Es sind dies die Straßen, die auch noch auf dem Plan von 1840 hervortreten.


Rechnet man jede dieser Familien durchschnittlich mit 4 Personen, wie dies Krämer auch an anderer Stelle tut, dann wären dies etwa 896 Einwohner, ohne Adlige und ihr Gesinde.

Zählte man diese noch dazu, dann muss die gesamte Einwohnerzahl von Ober-Ingelheim am Ende des 16. Jahrhunderts bei an die 1000 Personen gelegen haben.

Aus dem Jahre 1606 überliefert eine Bedeliste (Bede war eine Grundsteuer, die Adlige nicht zu zahlen brauchten) folgende Zahlen:

252 Bürgerfamilien, und zwar

- 36 in der Kirchgasse
- 27 in der Vffhouer
- 27 in der Stiegelgasse
- 18 an der Ohren Brück
- 34 in der Altengasse
- 22 in der Hammergasse
- 28 in der Rinderbach

- 19 Wittfrauen; dazu noch
-   2 Vormundschaften und
- 25 neu zugezogene Personen

Dies ergibt (Familie x 4) allein schon im nichtadligen Bereich etwa 1000 Personen.


Im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) ging die Bevölkerungszahl bis 1633 auf 202 Familien mit etwa 800 Personen zurück; sie sank also um ein Fünftel.

Noch größere Bevölkerungsverluste brachte die verheerende Pestwelle von Juni 1666 bis zum Februar 1667. Krämer konnte das Sterbebuch der evangelischen Bevölkerungsteile Ober-Ingelheims auswerten und kam unter Einbeziehung auch des katholischen Bevölkerungsteiles zu dem Ergebnis, dass auf der Basis der Einwohnerzahl von 1663 nur noch weniger als 300 am Leben geblieben waren, also nur etwas mehr ein Drittel der Zahlen um 1600.

Prominente Opfer dieser Pestwelle waren auch Angehörige der Familie Lopes de Villanova, an deren Tod ihr Grabmal in der Burgkirche erinnert.

Andreas Saalwächter (BIG 9, 1958, S. 154) trug 1921 aus dem Darmstädter Archiv eine weitere Statistik zusammen, ein Ober-Ingelheimer Kontributionsregister vom Jahre 1650:

Es ist nach Straßen geordnet und verzeichnet nach meiner Auffassung nur verheiratete Personen. Eine Durchzählung ergibt 105 Familien, von denen 14 ohne Vater waren; 11 Personen wohnten auswärts. Rechnet man auf die Vollhaushaltungen sechs, auf die vaterlosen Familien fünf Personen, so ergibt sich ohne die auswärts wohnenden Ober-Ingelheimer für das Jahr 1650 eine ortsansässige Bevölkerung von 616 Personen.

Bei gleicher Rechnung entfallen auf die

- Kirchgasse 20 Familien mit 120 Personen,
- Uffhob 12 - 72
- Stiegelgasse 16 - 96
- Ohrenbrück 10 - 60
- Altengasse 5 - 30
- Hammergasse 20 - 120
- Rinderbach 8 - 48

Zusammen: 91 Familien mit 546 Personen, hierzu vaterlose: 14 - 70

Gesamtbevölkg. 105 Familien mit 616 Personen.

Natürlich sind diese Ziffern nur bedingt zutreffend. Von den genannten Familien hat sich eine verhältnismäßig große Anzahl in Ingelheim und Umgegend erhalten, davon die meisten in Ober-Ingelheim selbst. Ich nenne die Alsenz, Becker, Biebesheimer, Eckert, Emrich, Flohr, Frank, Fuchs, Gaul, Haus, Hemmes, Herbert, Holz, Jung, Klee, Kloos, Laufersweiler, Ludwig, Michel, Odernheimer, Oeth, Pfeifer, Schaurer, Schätzel, Schiffmann, Schweikhard, Traub, Weiland, Weitzel, Wolf und Zerban.


Ein Verzeichnis aller zu Ober-Ingelheim befindlichen bürgerlichen Einwohner vom 25.02.1698 (also während des Pfälzischen Erbfolgekrieges, in dem 11 Personen wegzogen) zählte nach Krämer 132 Familien mit 360 Kindern, aus denen er 602 bürgerliche Einwohner errechnete.

Eine Zusammenstellung vom Jahre 1721 ergab als Ober-Ingelheimer Einwohner noch deutlich weniger als vor dem Dreißigjährigen Krieg:

- 143 Bürger
- 133 (Ehe-) Weiber
-   13 Witwen
- 144 Bürger-Söhne
- 153 Bürger-Töchter
-     8 Witwen-Söhne
-     7 Witwen-Töchter
-     7 Beisassen-Männer
-     7 Beisassen-Weiber
-     7 Beisassen-Söhn
-     4 Beisassen-Töchter
-     4 Juden-Männer
-     4 Juden-Weiber
-     6 Juden-Söhne
-     6 Juden-Töchter
-     2 unter Vormund stehende Kinder
-   15 Taglöhner

zusammen: 663 Personen


Erst in einer Conscriptionstabelle vom 14. Februar 1758 wurden wieder über 1000 Personen gezählt, nämlich

1062 Einwohner in 235 Familien mit 615 Kindern.

Eine Schatzungsrechnung von 1770/71 ergab

- 256 Männer
- 271 Weiber
- 360 Söhne
- 348 Töchter
-   47 Knechte
-   64 Mägde

zusammen: 1346 Personen

Das bedeutet, dass der starke Bevölkerungsrückgang des 17. Jahrhunderts erst in der Mitte des 18. Jahrhunderts wieder ausgeglichen wurde und die Zahlen vom Ende des 16. Jahrhunderts erst danach übertroffen wurden.

Das schlimme 17. Jahrhundert hat also in der Bevölkerung des Ingelheimer Grundes verheerende und tiefe Spuren hinterlassen

Zu den demografischen Daten der Ingelheimer Orte im 19. und 20. Jahrhundert

 

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Gs, erstmals 18.02.09; Stand: 07.02.21